Pilanesberg Nationalpark

Mittwoch, 25.09.2019

Bereits zwei Wochen nach Ankunft und Arbeit im Projekt sind Schulferien. 10 Tage frei. Und schon beginnt der erste Trip.

Mir unserem gemieteten Auto holen die anderen Gauteng Freiwilligen mich in Atteridgeville ab und es geht los. Vorbei an Bergen, sowie den Dämmen und am Staudamm von Hartbeespoort. Schon jetzt ist es wunderschön und dabei sind wir noch gar nicht angekommen. 

Mit lauter Musik und Pizza im Auto endet unser kleiner Roadtrip schließlich am Pilanesberg Nationalpark. Gefühlt haben wir alle einen Hitzeschlag und nach vier Stunden zusammengequetscht auf der Rückbank, mitsamt Gepäck und ungesunder Snacks, sind wir doch ein wenig geschafft. Allerdings muss jede freie Minute genutzt werden und so geht es bereits am Montag, Ankunftstag, in den Nationalpark. Geöffnet ist er bis 18 30 und somit haben wir zwei Stunden Zeit um uns mal "einen Überblick zu verschaffen". Ist dann doch ein wenig anders gelaufen.

Das erste Tier lässt nicht lange auf sich warten und suchen müssen wir auch nicht wirklich, obwohl wir mit unseren insgesamt zehn Augen natürlich in alle Richtungen spähen. Es ist ein Gnu. Und er steht sogar mitten auf der Straße! 

Die Faszination und Begeisterung ist groß. Und weiter geht es. Unseren ursprünglichen Plan, zunächst auf der Main Road zu bleiben und erst am Folgetag die zahlreichen Abzweigungen zu nehmen, vergessen wir sofort, als wir einen Wegweiser mit den Worten "Hippo Loop" sehen. Nilpferde möchten wir alle sehen. Und somit beginnt die erste Safari.

Auf dem Weg zum Hippo Loop begegnen uns Zebras, Antilopen und noch mehr Gnus. Von denen gibt es im Pilanesberg Nationalpark ziemlich viele und sie sind auch oft mit anderen Tieren unterwegs. Außerdem sehen wir noch ein weiteres Tier, versteckt zwischen den Bäumen und doch, aufgrund seiner Größe, nur schwer zu übersehen. Eine Giraffe. Ich bin überwältigt von der Schönheit der Tiere, anders kann man es einfach nicht erklären. Das hier ist ihre Welt und ich darf daran teilhaben und sie sehen. 

Am Hippo Loop angekommen, stehen wir erstmal im Stau. Anders kann man es nicht beschreiben, all die Autos, die versuchen sich auf den engen und sehr staubigen Straßen, voller Schlaglöcher, ihren Weg so zu bahnen, dass alle Fahrer etwas sehen. Und wenn zwei Autos etwas interessantes erspäht zu haben scheinen, dauert es nicht lange und alle folgen. Nach all dem Gedrängel und der, muss man schon sagen, Meisterleistung, unserer Fahrerin Kendra haben wir es zum Hippo Loop geschafft. Aber heute sehen wir keine Nilpferde. Dafür noch mehr Gnus. Und jemand scheint einen Löwen gesichtet zu haben, doch auch der will sich heute nicht zeigen. Also geht es für uns so weiter. Langsam geht die Sonne auch unter. Doch so wird es erst recht schön. 

Wir fahren immer weiter und sehen noch mehr Gnus und Antilopen. Mit geöffneten Fenstern, das Licht der untergehenden Sonne im Gesicht, so fühle ich mich lebendig. Die letzten Kekse sind aufgebraucht und wir machen uns langsam auf den Rückweg. Und plötzlich steht da ein Nashorn auf der Straße. Nashörner sind riesige Tiere, die auch schnell gefährlich werden können. Ein bisschen mulmig ist es schon, wenn dieses große, starke Tier in aller Ruhe die Straße überquert und nur zwei Meter entfernt vor deinem Auto dahintrottet. Als die Straße wieder nashornfrei ist, müssen wir uns langsam beeilen. Und dann sehen wir Elefanten. Ziemlich weit weg, nur schwer zu erkennen, aber eine ganze Herde. Es werden auch die einzigen Elefanten bleiben, die wir auf diesem Trip zu Gesicht bekommen. Irgendwann müssen wir dann auch wirklich zurück. Noch liegen wir gut in der Zeit. Sind dann nur leider einmal falsch abgebogen und ab da wird es knifflig. Zudem ist es ganz schnell dunkel geworden und die Straße ist so schlecht, dass Fahren über 20 km/h die Angst vor einem Steinschlag real werden lässt. Mit zehn Minuten Verspätung kommen wir dann sichtlich nervös am Gate an. Die letzten sind wir nicht, aber das Gate ist bereits verschlossen. 

Wir steigen kurz aus und können so noch den wunderschönen Sternenhimmel betrachten. Es ist ganz mild und ich sehe so viele Sternenbilder, deren Namen ich nicht einmal kenne. Das ist das erste Mal, dass ich mir wünsche, ich hätte im Astronomieunterricht der zehnten Klasse vielleicht doch besser aufgepasst. Wir haben schon Angst, dass wir im Nationalpark schlafen müssen. Der Fahrer hinter uns, der natürlich auch ausgestiegen ist um die Sterne zu bewundern, erzählt, dass ihm dasselbe im Krüger Nationalpark passiert ist. Aber schließlich lässt man alle Nachzügler, uns eingeschlossen, doch noch hinaus. Unsere Fahrgenehmigung für den Nationalpark dürfen wir ebenfalls behalten.

Nun müssen wir unsere Unterkunft finden in einer Gegend, in der es keine Laternen gibt und die Straßen keine Namen haben. Ein wenig unheimlich ist es ja schon, zumal die Gegend auch nicht besonders sicher wirkt, aber schließlich sind wir doch angekommen und fallen auch sofort ins Bett, denn am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 5 00 Uhr. Wir wollen den Sonnenaufgang im Nationalpark sehen. Verschlafen fahren wir los. Frühstück gibt es nicht, denn alle unsere Vorräte hatten wir bereits im Nationalpark schon aufgebraucht und selbst zum kochen waren wir gestern Abend zu müde. Um 6 00 Uhr morgens hat noch nichts geöffnet. Die zwei fehlenden Mahlzeiten machen sich langsam bemerkbar. Die Sonne geht leider eher gräulich und dämmerig auf, der erhoffte König-der-Löwen-gleiche rote Feuerball bleibt leider aus. Es ist sehr kalt und wir wollen alle gern weiter schlafen. Aber es gibt viel zu sehen, vor allem am Morgen ziehen die Tiere zahlreicher durch den Park. 

Wir sehen viele Gnus, erneut kreuzen Nashörner unseren Weg, Zebras, Giraffen, Antilopen und sogar Nilpferde. Kaum zu unterscheiden von Steinen, aber es sind wirklich die Hippos, die sich gestern noch erfolgreich vor uns versteckt hatten.

                    

                  

Insgesamt fahren wir acht Stunden durch den Park. Es fühlt sich an wie drei. Zwischendurch gibt es noch Frühstück im Pilanesberg Center, alle komplett ausgehungert. Zwischendurch sehen wir aber auch zwei Stunden lang kein einziges Tier. Da genießen wir die Ruhe und fahren einfach weiter, halten die Augen offen. Diese vollkommene Stille, die nur von den Wildtieren unterbrochen wird. Fehlt nur noch der Simba. 

Hat ein Auto einmal von einem Tier erfahren, sind ihm bald zehn weitere auf der Spur. Wir treffen zufällig einen Schweizer, der uns genau erklärt, wo wir die Löwen finden und als wir dort ankommen, ist alles zu geparkt. Es dauert auch etwas, bis ich das besagte Tier im hohen Gras erspähe. Es ist eine Löwin. Sie ist allein unterwegs und ignoriert alle Fahrzeuge. Sie ist wunderschön und stark. Und vor allem groß. Ich habe sie auch bald wieder aus den Augen verloren. Aber ich habe einen Löwen gesehen. 

Nach diesem langen Tag wird noch eingekauft und zusammen gekocht, bevor es nach einem gemütlichen Abend mit ein paar Bier und einer weiteren Übernachtung, zurück in Richtung Pretoria geht. Es ist eine verschlafene Rückfahrt, es wird wenig geredet. Ich hänge meinen Gedanken nach, wie viel ich gelacht habe und wie glücklich ich bin, und schlafe ein bisschen. Um 15 00 sind wir dann in der deutschen Schule, verabredet zum ersten gemeinsamen Braai.

Ich, wieder mal komplett ausgehungert, kann das Grillen gar nicht abwarten und so sitzen wir schließlich beisammen, genießen das gemeinsame Essen und spielen anschließend ein bisschen Tennis, bevor ich in die mir mittlerweile vertraute Umgebung von Atteridgeville zurückkehre. 

Definitv ein gelungener erster Ausflug, ich freu mich so sehr auf gemeinsame nächste Abenteuer mit meinen deutschen Mitfreiwilligen und hoffentlich ist Johanna das nächste Mal auch dabei.

Bis bald.