Von Löwen und Bergen

Sonntag, 16.02.2020

Dann mieten wir halt mal ein Auto für 3 Wochen und unternehmen ganz viel. Nicht ganz. Bei viel Arbeit, täglichem (geplantem) Fitnessstudiobesuch, definitiv Koffeinmissbrauch und nochmal viel Arbeit, gar nicht mal so einfach. Wir hatten geplant jedes Wochenende weiter weg zu fahren, Atteridgeville zu erkunden, Abends wegzugehen und Pretoria unsicher zu machen. Geschafft haben wir ein Wochenende in Johannesburg und einen Wochenendsausflug, der war aber dafür umso schöner. Zunächst haben wir unsere Freunde aus Atteridgeville auf dem Weg in Sandton abgesetzt, da ihr Zwischenseminar bereits diese Woche stattfindet. Am Samstag haben wir sie direkt wieder abgeholt, denn Safari gibt es nie genug. Ich könnte stundenlang einfach nur in die Wildnis starren, nach wilden Tieren Ausschau halten. Man ist die ganze Zeit beschäftigt und konzentriert, obwohl wir ja eigentlich nur im Auto sitzen. Diesmal ging es in den Lion’s and Safari Park. Tatsächlich bin ich dort schon auf meinen Weg in den Pilanesberg Nationalpark vorbei gekommen. Aber diesmal ging es wirklich rein.
Der Löwenpark beherbergt weiße und braune Löwen, Hyänen, Wildhunde und Giraffen. Sicherlich auch noch weitere pflanzenfressende Tiere, die uns jedoch verborgen blieben. Das Highlight waren aber ohnehin die Löwen. Ich muss schon sagen, dass der Löwe nach meiner König – der – Löwen – geprägten Kindheit wahrscheinlich schon immer mein Lieblingstier war, aber jetzt ist mir erst klar geworden, wie schön diese Tiere sind. Den Respekt und die natürliche Schönheit, die dieses Tier ausstrahlt ist mit nichts vergleichbar. Genau wie das Gefühl, wenn dieses große mächtige Tier zwei Meter vor deinem Auto gemütlich entlang stolziert oder dir direkt in die Augen sieht. Zwar durch durch die Frontscheibe, aber diese Gänsehaut hat gute 5 Minuten angehalten.
Der Park ist kein üblicher Nationalpark, sondern verfügt über einzelne gehegeartige Bereiche, getrennt durch Gates, fast wie in einem Zoo, nur größer und eben nicht durch dicke Glasscheiben und Elektrozäune vom Besucher getrennt, sondern nur durch deine eigene Autotür. An allen Gates sind eindrückliche Warnungen, die Türen und Fenster stets geschlossen und verriegelt zu halten, eine Regel die unbedingt von uns gebrochen werden muss. Nur wegen der Fotoqualität, denn durch die Scheibe zu fotografieren macht ja gar keinen Spaß.
Im nächsten Bereich hat das nächste Abenteuer gewartet. Peter, eine von uns getaufte Giraffe, die sich für gute 10 Minuten von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen ließ und gemütlich im eigenen Schritttempo ihren Weg fortsetzte. Vor unserem Auto. Da ich ein geduldiger und zuvorkommender Fahrer bin, habe ich selbstverständlich keine waghalsigen Überholmanöver versucht, bis ein Ranger uns schließlich das Signal zum Weiterfahren gegeben hat und ich Peter mit einem Seitenbstand von maximal 15 cm überholt und hinter uns gelassen habe. Ich hätte nur die Hand ausstrecken müssen.

Wie groß diese Tiere sind, hat mich so sehr erstaunt, obwohl ich dies eigentlich weiß. Aber wenn neben deiner Autoscheibe nur Bein zu sehen ist, überdenkst du das nochmal. Diese Tiere sind wirklich groß. Und wunderschön. Ich bin immer wieder aufs neue fasziniert, was die Natur hervorbringt. Überhaupt muss ich sagen, dass ich erst in Südafrika wieder zu schätzen lerne, wie schön die Natur ist, die mich umgibt ich mich auch viel mehr entspanne und dies genießen kann. Obwohl ich nicht in einer Stadt aufgewachsen bin. Wir haben Peter bald wieder verlassen und sind zurück nach Johannesburg gefahren. Doch am Sonntag ging es wieder los, leider ein wenig später als erwartet.
Geplant war ein Campingwochenende mit Wanderung, doch da uns die essentielle Sache für da Campen leider fehlt, ein intaktes Zelt für 5 Personen, mussten wir uns mit der Wanderung zufrieden geben. Was heißt eigentlich zufrieden geben? Es war wunderschön. Wir sind gegen 14 00 Uhr in Magaliesburg angekommen. Ich hatte es mir als Kleinstadt vorgestellt, doch wir waren etwas außerhalb, im Rustig Nationalpark. Wieder einmal bin ich einfach nur froh, dass unsere Autoreifen danach noch intakt sind, diese Menge an Schlaglöchern ist einfach nicht gesund, für kein Auto der Welt und es ist ja auch nicht so, als hätten wir einen geeigneten Geländewagen gemietet. Einen kleinen Suzuki haben wir und zum Glück lebt er noch. Mit unserer Ankunft gegen 14 00 Uhr waren die Hiking Trails seit 2 Stunden geschlossen. Aber zu unserem Glück wurde dies nicht so ernst genommen und wir durften noch eine Wanderung beginnen mit dem Versprechen, bis 16 00 Uhr zurück zu sein. Kein Problem für uns.
Ich würde sagen, dass ich wirklich viel mit meiner Familie in Deutschland, Österreich und auf Korsika wandern war. Aber einen solchen Wanderweg bin ich noch nie gegangen. Es gibt Leitern, mit denen Stromzäune überwunden werden müssen. Ich glaube nicht, dass dort tatsächlich Strom fließt aber ausprobiert habe ich das lieber nicht. Diese Leitern sind übrigens auf Wiesen, Felsen, im Dickicht. Krumm und trotzdem sehr stabil. Der Wanderweg war nur 5 km lang und wir hatten knappe 2 Stunden Zeit.

Allerdings ging es auch up and down, steile Anstiege und gefühlt schon rutschenähnliche Abstiege. Wir haben den Weg mehr als nur einmal verloren und spontan wieder gefunden. Müde und kaputt, verschwitzt und hungrig und mit einem Lächeln im Gesicht sind wir mit 15 Minuten Verspätung wieder beim Ausgangspunkt angekommen. Meine Beine haben gezittert und obwohl der Park schon geschlossen hatte, durften wir noch in den Pool springen. Mit Klamotten ins Wasser und dann ab nach Hause. Ein breites Grinsen auf den Lippen und en Fahrtwind im Gesicht.

Gute Nacht.