Junge Menschen und meine Zukunft

Montag, 17.02.2020

Obwohl ich jeden Tag hier genieße und meinen Platz gefunden habe, sind meine Tage in Südafrika zunächst einmal gezählt. Am 3. September 2020 geht mein Flug zurück nach Hause und somit wird ein weiterer Lebensabschnitt starten. Das wird auf keinen Fall mein letzter Aufenthalt in Südafrika gewesen sein. Und dennoch muss ich mich damit auseinander setzen, was passiert, wenn ich in Deutschland lande und weit weg von meinem zweiten Zuhause bin.
Ich war nie eine Person, die gerne und frühzeitig plant. Erst recht nicht, wenn es um Entscheidungen geht. Um ein wenig Inspiration und vielleicht auch neue Motivation zu schöpfen, haben wir uns die Universität in Pretoria mal angeschaut. Ein Ausflug, der schon länger geplant war. Und sich definitiv gelohnt hat.
Die Universität ist ein riesiger Komplex im Stadtteil "Hatfield", so viel größer als beispielsweise die Universität in Leipzig, für die ich mich lange interessiert habe. Verteilt auf sieben Orte in und um Pretoria, spezialisieren sich die einzelnen Fakultäten auf unterschiedliche Bereiche. Der Hatfield Campus ist der größte und beherbergt die naturwissenschaftliche Fakultät.
Ich kann wirklich nur sagen, dass die Uni sehr schön und gut ausgestattet ist. Der eigentliche Punkt dabei ist jedoch, dass ich bis dahin nicht ernsthaft darüber nachgedacht hatte, überhaupt im Ausland zu studieren. Ein Auslandssemester schon, aber hauptsächlich im Ausland? Und vielleicht sogar in Südafrika? Es scheint ein riesiger Schritt zu sein, aber zeigt eigentlich nur, wie weit die Welt ist und welche Möglichkeiten existieren. Wir können alles tun, was wir wollen und vor allem wo auch immer wir hinmöchten.

Zwei Stunden auf dem Campus reichen, um eine weitere Seite von Südafrika und Pretoria zu entdecken. So viele junge Menschen, alle verbunden durch ihren Drang nach Bildung. Die Uni ist sehr international und unterscheidet sich nicht von einem europäischen Campus. Und diese multikulturelle Umgebung und das Beobachten all der Studenten, die dort täglich ein und aus gehen, lässt mich ganz viel Vorfreude verspüren. Wie bereits gesagt, drücke ich mich gern vor anstehenden Entscheidungen. Aber Zukunftsplanung, gegebenfalls Studienwahl und Beschäftigung mit meinen Interessen, ist neben all den Erfahrungen, die ich hier sammle, eben auch eine Aufgabe, um nach dem Jahr nicht perspektivlos zu sein. Bis jetzt hat mir die Frage nach explizit meiner Zukunft sehr gestresst, aber jetzt freue ich mich sogar darauf, einer Antwort Stück für Stück näher zu kommen und somit auch einen Teil von mir noch besser kennen zu lernen.

Der Besuch der Universität beschäftigt mich allerdings nicht nur wegen meiner eigenen Zukunft. Vor allem zeigt es mir eine neue Seite von Südafrika und wie nah diese nebeneinander existieren. Wir sind nur 19 Jahre alt und haben die Möglichkeit mit lauter Musik in unserem Mietwagen zu fahren, wohin wir wollen, die multikulturelle Hochburg der Bildung zu erkunden und uns schließlich irgenwann zu entscheiden auf welchem Kontinent, in welchem Land, in welcher Sprache, in welchem Fach wir uns weiterbilden wollen. Aber trotzdem fahren wir wieder durch die Innenstadt und zurück nach Atteridgeville. Mir fallen zum ersten Mal die Wellblechhütten am Straßenrand auf. Nicht wirklich zum ersten Mal, aber jetzt wir es mir noch bewusster, dass dort Menschen leben, die eben solche Möglichkeiten nicht haben und auch niemals haben werden. Es ist alles so nah beieinander und dennoch könnte der Unterschied nicht gravierender sein. Und mittendrin die Universität, deren Innenleben allein von einen Riesenunterschied zu der Straße davor darstellt.

Bis bald.