Dezemberfreiheit
Ein verspäteter Blogeintrag über mein Treiben im Dezember. Eigentlich wollte ich diesen Blogeintrag schon viel früher schreiben. Warum ich keine Zeit dazu hatte kann hier nachgelesen werden. Ich entdecke gerade erst meine Liebe für das Schreiben wieder, auch wenn es schwer ist, sich immer die Zeit zu nehmen, wirklich Eindrücke in Form von Worten festzuhalten. Aber besser spät als nie, also here we go:
Der Dezember steht vor der Tür. Am 5. Dezember ist der letzte Arbeitstag und schon beginnt das Abenteuer namens Freiheit. Sechs lange Wochen ohne Arbeit, dafür die volle Entscheidungsfreiheit und der Wunsch, so viel sie möglich vom wundervollen Südafrika zu sehen. Und schon geht es los.
Nicht einmal ein Wochenende Zeit, die erste Reise steht an. Obwohl ich dieses Jahr nicht, wie die letzten Jahre, mit meiner deutschen Familie die Wanderwege in Österreich unsicher mache, heißt es packen für den Familienurlaub. Meine Gastfamilie hat mich schon vor Woche gefragt, ob ich mit ihnen gemeinsam an die Wild Coast in KwaZulu-Natal und nach Durban fahren möchte und da habe ich begeistert zugestimmt. Wir fahren um 2 00 Uhr morgens in Atteridgeville los, mit Essen im Gepäck, Schlaf in den Augen und guter Laune. Als Beifahrer muss ich mit 2 Stunden Schlaf als mentale Unterstützung wach bleiben. Meine mentale und physische Unterstützung sind Tonnen an Kaffee, aber beim Fahren durch die unendlichen Weiten von Mpumalanga, die westlich gelegene Provinz von Gauteng, durch die wir fahren und auf deren Straße wir für über drei Stunden das einzige Auto sind, würde wohl jeder müde werden. Aber als wir in Durban ankommen, ist alles vergessen und wir wollen einfach nur noch ans Meer. Sand zwischen den Füßen und Sonne im Gesicht ist eines der besten Gefühle der Welt. Nur meine Haut ist nach 15 Minuten mal wieder ungesund rot verfärbt. Lange bleiben wir eh nicht, as eigentliche Ziel ist noch 1.5 Stunden entfernt.
Margate ist ein Badeort an der Wild Coast, wo ein Fluss in den indischen Ozean mündet. Dort wohnen wir für die nächsten vier Tage. Fast erinnert mich dieser Ort an einem amerikanischen Film, wie ein Fischerdorf. Nur leider ist es vom ersten Tag an sehr kalt. Der Regen ist stechend, die Nässe kriecht überall herein. Doch unsere Laune hängt nicht am Wetter. Wir braaien jeden Tag, das südafrikanische Grillen, trinken Wein, spielen Karten. Ich lese Geschichten vor. Ich fühle mich von dieser Familie so aufgenommen und willkommen. Sie erzählen mir viel über die Geschichte des Zulu-Clans, eine der zahlreichen Kulturkreise in Südafrika. Zulu ist die am meisten gesprochene Sprache in Südafrika und die Geschichte des Clans düster und sehr spannend. Ich lerne viel und erzähle selbst wie es ist, in Deutschland zu leben. Und einmal können wir tatsächlich baden. Das Wasser ist eiskalt, aber nach einer Weile spürt man nichts mehr. Die Wellen sind riesig und reißen mich ungeplant mit. Der wilde indische Ozean belebt mich und ist genau das, was ich nach einer arbeitsintensiven Phase gebraucht habe. Ich habe das Gefühl mit meiner Gastfamilie noch enger zusammen gewachsen zu sein. Während ich mich zu oft immer noch mehr wie ein Gast gefühlt habe, habe ich jetzt wirkliche südafrikanische Geschwister bei denen ich auch mal laut werde, wenn es nötig ist. Ich verlasse mich mehr auf sie und ich denke sie auch mehr auf mich. Wie in einer richtigen Familie.
Nach dem Familienurlaub geht es direkt weiter im Alleingang. Die erst Autofahrt steht an. Ziel: die Drakensberge. Gemeinsam mit Johanna, meiner Mitfreiwilligen und unseren Freunden, die auch als Freiwillige in Atteridgeville leben und arbeiten, fahren wir erst nach Johannesburg, um dort eine weitere Mitreisende abzuholen. Mit vollbepacktem Auto sind wir startklar. Ich hatte ziemlich Respekt vor der Autofahrt. Linksverkehr, erste Fahrt. Vor allem aber bin ich seit über 4 Monaten nicht mehr gefahren und mein Führerschein ist gerade mal 7 Monate alt. Mit Anfangsschwierigkeiten groove ich mich ein und alles läuft problemlos. Meine erste Fahrt ist ein Acht-Stunden-Trip, danach kann ich definitiv behaupten, dass ich in Südafrika fahren kann. Es ist die ähnlichen Strecke, wie nicht einmal eine Woche zuvor nach Durban. Doch diesmal fahre ich, während alle anderen schlafen. Es ist unglaublich zu sehen, wie die Landschaft sich verändert. Vom Großstadtjoburg zum flachen, steppengleichen Mpumalanga, durch die Ansätze des tropischen Regenwaldes und schließlich zum Gebirge, den Drakensbergen. In gerade mal 8 Stunden. Als wir schließlich ankommen, sind wir erstaunt von unserer Unterkunft, eine komplette Lodge nur für uns. Riesengroß, Fernsehzimmer, Terasse, Garten, 4 Schlafzimmer. Umgeben von einem See, an dem ein Schild vor Krokodilen warnt. Gesehen habe ich keins. Zwar halten wir Ausschau, aber anscheinend wollen sie sich uns nicht zeigen. In den nächsten Tagen kochen wir zusammen, ich mache jeden Morgen Frühstück für alle. Wir entspannen uns Abends mit einem Glas Wein auf der Hollywoodschaukel und schauen zu, wie die Sonne langsam untergeht. Und wir gehen wandern.
Der Royal Natal Nationalpark ist gerade einmal 2 Stunden von uns entfernt. Dort verbringen wir einen ganzen Tag und begeben uns auf eine Wanderung, für die wir statt wie angegeben 4, fast 8 Stunden brauchen. Unterbrochen vom selbsterwähltem Klettern auf hohe Felsen, das Turnen auf Vorsprüngen und natürlich Trinkpausen mit Musik.
Das Highlight ist ein Fluss, der durch eine tiefe Schlucht fließt. Ich bin mir nicht sicher, ob wir unsere Route überhaupt verfolgt oder geschafft haben. Aber wir schlafen alle 5 auf einem Felsen in der Mitte des Flusses kurz vor einem Wasserfall ein. Und in diesen eisige Wasser springen wir danach, bis unsere Gliedmaßen taub und unsere Lippen blau sind. Todmüde falls ich an diesem Tag ins Bett. Schon ist es vorbei, die Zeit zu fünft, die ich so sehr genossen habe und wir verabschieden uns von den Bergen. Die unendlichen Weiten geben mir das Gefühl, die einzige Person auf der Welt zu sein und oft halten wir am Straßenrand an, um einfach nur über diese Schönheit zu staunen.
Als ich wieder in Atteridgeville bin, ist auch schon Heiligabend, aber der wird in Südafrika gar nicht gefeiert. Schon ein wenig merkwürdig, einen ganz normalen Arbeitstag zu haben, während in Deutschland schon gefeiert wird. Der 25. Dezember ist ein ruhiger Tag, wie kochen zusammen. Es gibt viel zu viel Essen, es ist so gut, dass ich weinen möchte. Ein paar Drinks, es ist schließlich Sommer und über 30°C. Ich bin bei meiner Gastfamilie. Das etwas andere Weihnachten. Am 27. Dezember geht es auch schon weiter.
Meine Bilder können übrigens in der Galerie am Ende des Blogs eingesehen werden. Einfach mal durchklicken:)
Ich hoffe iht hattet alle ein gesegnetes Weihnachtsfest mit euren Liebsten.