Berichte von 06/2020

Alles auf Anfang?

Dienstag, 23.06.2020

Ein weltwärts-Freiwilligendeinst beginnt nicht erst mit der Ausreise, sondern schon etliche Monate vorher. Denn der Bewerbungsprozess, der Visumsantrag und das Vorbereitungsseminar sind bereits wichtige Bestandteile dieser Reise, nicht zu schweigen von den letzten Wochen vor der Ausreise, in der es nur noch um Aufregung geht. Ich erinnere mich an mein Vorbereitungsseminar in Wünsdorf-Waldstadt, als wäre es gestern bewesen. Doch wie so viele Dinge zurzeit, kann leider auch das Vorbereitungsseminar nicht analog stattfinden. Stattdessen gibt es einen Stundenplan mit Videokonferenzen, in denen jeweils ein Thema bearbeitet wird. Also lernen wir erneut alles über die Policy, Do's and Don'ts in Südafrika, HIV und die Rolle als Freiwilliger. Zunächst hatte ich keine Lust darauf, all diese Themen noch einmal durchzugehen. Mittlerweile macht es mir aber sogar Spaß. Obwohl wir pro Tag etwa 4 Stunden vor dem Bildschirm verbringen, sind die Sessions nicht so anstrengend. Das Seminar wird aus organisatorischen Gründen über einen Zeitraum von 3 Wochen gestreckt und im September wird es einen zweiten Teil geben. Somit gibt es mehr Raum zum Durchatmen und Verarbeiten. Es wird viel Anreiz zu Literatur und Medien, die zur Eigeninformation genutzt werden können, mehr Eigeninitivative und Selbstverantwortung ist gefragt.

Es ist natürlich nicht dasselbe. Wie gern würde ich in den Mittagspausen mit den anderen im See schwimmen gehen, mit Litern von Kaffee durch den themengespikten Tag kommen und abends mit einem Bier am Lagerfeuer entspannen. So schade es auch ist, dass all diese Dinge gerade wegfallen müssen, desto mehr lässt es mich aber auch realisieren, dass es anders ist. Ih denke, es wäre schwer und sehr emotional für mich, an einem Ort zu sein, der bereits mit einer Vielzahl an Erinnerungen und Assoziationen belegt ist und mit neuen Assoziationen überschrieben werden würde. Vielleicht würde ich dagegen ankämpfen, ich kann es gar nicht genau sagen. Mittlerweile ist es aber ein schönes Gefühl, Teil einer neuen Gruppe zu sein, so sehr ich meine alte Freiwilligengruppe auch vermisse.

Plötzlich gibt es also 15 neue Menschen, die gerade in der Situation sind, die bei mir schon ein Jahr her ist. Es werden Fragen zum Wetter gestellt, zur Wohnsituation, zur Einsatzstelle. Ich denke die ganze Zeit: Spoiler Alert und fühle mich allwissend. Insgesamt sind es 6 Personen. die das Jahr wiederholen und wir kennen natürlich die Mentoren, die Situation und alle Informationen schon. Am schwersten ist es für mich aber, die Personen nicht allzu sehr zu vergleichen. Schließlich verdient jeder eine reale und faire Chance er/sie selbst sein zu können und auch so bewertet zu werden. Natürlich trifft dies vor allem meine neue Mitfreiwillige, die ich automatisch ständig mit Johanna vergleiche. Ich muss mir wirklich Mühe geben, dies nicht herauszukehren. Aber ich bin mir sicher, dass es eine gute Zeit wird, denn ich mag den neuen Jahrgang. Auch wenn wir uns bisher nur durch den Bildschirm kennen, habe ich ein gutes Gemeinschaftsgefühl und bin so dankbar für jeden Einzelnen, vor allem für die Oldies aus meinem Jahrgang. 

Letzte Woche habe ich mal wieder mit meiner Gastfamilie telefoniert und ich bin HYPED!! Die Vermissung ist groß und wir freuen uns alle darauf, einander wiederzusehen. Ich kann es nicht erwarten, dass es wieder zurück nach Südafrika geht, mit neuen Menschen, aber in eine gewohnte Umgebung.

Bis bald,

Rhea.