Berichte von 05/2020

Das bin ich

Donnerstag, 14.05.2020

Ich bin jetzt seit fast 8 Wochen zurück in Deutschland und ich denke ich sollte mich erneut vorstellen.  Also hier ein Steckbrief, damit ihr mich noch besser kennenlernt.

Wie ist dein Name? Rhea                                                   


Woher kommst du? Jena in Thüringen


Wie alt bist du? 19


In welchem Projekt wurdest du als weltwaerts-Freiwillige eingesetzt?
Makgatho Primary School in Atteridgeville


Wie bist du auf weltwaerts gekommen?
Internetrecherche und eine Freundin, die mich auf ein SAGE Net Projekt
aufmerksam gemacht hat


Was hat dir am meisten an deinem Projekt gefallen?
Wahrscheinlich die Freiheit, die Freiwilligenstelle so zu gestalten, wie wir es wollten und
unseren Fokus auf das zu legen, was uns interessiert. Für mich war es das erste Mal, eine
Aufgabe zu haben, die mit so viel Verantwortung verbunden war. Diese zu meistern und
dabei Teil eines Teams zu sein, hat so viel Spaß gemacht.


Was vermisst du an Südafrika am meisten?
Am meisten vermisse ich die Menschen. Ubuntu. Einen derartigen Zusammenhalt innerhalb der Community und so viel Freundlichkeit, die dir von fremden Menschen entgegengebracht wird, das gibt es in Deutschland einfach nicht. Außerdem vermisse ich meine Gastfamilie, die immer für mich da war. Und das wöchentliche Spathlo-essen mit meiner Mitfreiwilligen, unsere Gauteng-Crew und die gemeinsamen Wochenenden in Johannesburg.


Hast du während deiner Zeit in Südafrika etwas Deutsches vermisst?
Gemüsebrühe und Puddingpulver, nächtliche Spaziergänge allein und definitiv
Katjesgummibärchen


Wie hast du in Südafrika deine Freizeit gestaltet und wie meisterst du deine Freizeit in
Deutschland während der Corona-Pandemie?
In meiner Freizeit war ich sehr viel unterwegs, ob bei Freunden in Johannesburg am
Wochenende, gemeinsame Ausflüge mit meiner Gastfamilie oder Reisen während der
Schulferien. Während der Woche habe ich mit meiner Mitfreiwilligen zusammen nach der
Arbeit gern Sport getrieben oder ebenfalls mit Freunden im Township Zeit verbracht.

Die Freizeitgestaltung war aber immer sehr spontan, manchmal haben wir auch sehr lange gearbeitet und so den Nachmittag und frühen Abend gefüllt, je nachdem, was zu tun war. Vor allem aber, habe ich Zeit mit meinen Gastgeschwistern verbracht und mit ihnen Musik gehört, Hausaufgaben gemacht, getanzt und viel gelacht.
Seit ich wieder in Deutschland bin ist einiges anders, aber langweilig ist mir nicht. Ich
beschäftige mich sehr viel mit globalen Themen und nehme an Seminaren, wie dem Festival der Taten teil. Auch verbringe ich viel Zeit mit lesen.

Wenn das Wetter mitspielt, dann gehe ich gern spazieren, allein oder mit Freunden oder Familie, und nutze die Zeit zum Nachdenken und Reflektieren meiner Erfahrungen aus Südafrika. Seit ich zurück bin habe ich außerdem das Gitarre spielen für mich entdeckt, was ich mir nun selbst beibringe und somit jeden Tag meine eigenen Wohnzimmerkonzerte gebe, auch wenn ich noch viel üben muss. Und ich versuche nun endlich Tswana zu lernen.

 

Ich habe das Gefühl, dass es 3 Rheas gibt, seit ich zurück bin. Die Rhea vor Südafrika, die ich als sehr ängstlich und unsicher wahrgenommen habe. Dann die Rhea in Südafrika, die sich an neue Gegebenheiten anpasst, viele Herausorderungen meistert und die Freiheit hat, ganz sie selbst zu sein. Und dann gibt es mich, die Rhea, die nach all den kostbaren Erlebnissen wieder in Deutschland ist und die plötzlich so viel Zeit zum Nachdenken hat. Die zu Beginn noch ganz verzweifelt und leer war und nicht wusste, wo ihr platz gerade ist, da ich so absolut gar nicht wieder nach Deutschland gehören wollte. Aber wenn ich ehrlich bin, dann mag die die Rhea von heute am liebsten. Vor Südafrika wusste ich soviele Dinge noch nicht und in Südafrika habe ich den tollsten Traum geträumt und war ein Stück weit in einer Blase gefangen. Jetzt ist da so viel Raum und er füllt sich mit neuen Dingen und Chancen, die es sonst nicht gegeben hätte.

Jedoch kommt nach der Corona - Krise natürlich ein weiterer Schritt, denn alles muss immer weiter gehen. Ich kann schließlich nicht für immer von zuhause aus arbeiten, Gitarre spielen und noch bei meinen Eltern wohnen. Aber ich bin noch nicht bereit loszulassen. SAGE Net bietet allen Freiwilligen unseres Jahrgangs die Möglichkeit, das Jahr zu wiederholen. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich etws Neues anfangen sollte und später zurück nach Südafrika gehe. Aber wenn ich ehrlich bin, dann ist mir die Entscheidung nicht besonders schwer gefallen. Wenn ich eines im letzten Jahr gelernt habe, dann ist es auf mein Bauchgefühl zu hören und das sagt mir ganz einfach, dass ich einen Abschluss brauche. Vielleicht muss bei mir auch alles nach Plan laufen, abdr es fühlt sich richtig an, jetzt zurück nach Südafrika zu gehen und danach etwas Neues anzufangen. Kein halbes Jahr mit abruptem Abschied und viel zu wenig Zeit. Sondern eine neue Chance.

Gestern habe ich meinen unterschriebenen Vertrag in den Briefkasten geworfen. Jetzt heißt es warten. Warten auf die Entwicklung der Corona - Situation weltweit. Warten auf die Besserung der Umstände und die Auswirkung auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage. Und dann geht es hoffentlich bald wieder los nach Südafrika und zurück in mein anderes Leben. Ich kann es kaum erwarten.

Bis dahin bleibt alle weiterhin zuhause und schützt euch und eure Familien, aber somit auch andere vor der weiteren Ausbreitung des Virus, um eine baldige und schnelle Besserung herbeizuführen. Unterstützt andere, wo es nur geht und beteiligt euch an Aktionen, die Spenden sammeln für Menschen, die jede Hilfe brauchen, um durch die Krise zu kommen.

Bis bald, Rhea.